Frag zehn Golfer, was ihre Pre-Shot-Routine ist – und du bekommst zehn Varianten wie:

  • „Zwei Probeschwünge, Ziel anvisieren, Ball schlagen.“
  • „Einmal tief atmen, Ball ansprechen, los.“

Klingt solide. Ist technisch korrekt. Aber: Es fehlt Tiefe. Es fehlt Wirkung. Es fehlt Richtung.

👉 Das liegt daran, dass fast niemand zwischen Routine, Trigger und Ritual unterscheidet. Oder schlimmer: Die meisten überlassen ihre mentale Software dem Zufall.

Sie bewegen sich im mentalen Wirrwarr – zwischen Technikdenken, Emotionen und Erwartungen. Du bist wie in einem Traum: Vergangenheit und Zukunft vermischen sich. Du verlierst das Jetzt.

Golf wird zur Droge – du jagst dem perfekten Schlag hinterher, erinnerst dich an den einen Ball, der sich „leicht“ anfühlte, versuchst, diesen Moment zurückzuholen. Und je mehr du willst – desto schlechter wird’s.


Routine, Ritual und Trigger – die drei Elemente deines mentalen Betriebssystems

Du brauchst ein funktionierendes Betriebssystem für eine gute Pre-Shot-Routine – bestehend aus drei Elementen:

  • Routine – die Struktur
  • 🎯 Ritual – die emotionale, mentale Ausrichtung
  • 🚦 Trigger – der Start- und Endpunkt für deine mentalen Phasen

Was ist eine Routine?

Routine ist ein wiederholbarer Ablauf. Sie ist dein Grundsystem – deine äußere Struktur. Jeder Schlag sollte eine feste Routine haben – eine für den Drive, eine für Fairway-Schläge, Pitches, Chips und Putts.

Sie hilft dem Gehirn, vorhersehbare Sicherheit zu schaffen. Beispielhafte Planungsphase:

  • Laser nutzen → Entfernung bestimmen
  • Wind prüfen → Daten sammeln
  • Hindernisse analysieren
  • Optionen abwägen

Routine = „Was tue ich in welcher Reihenfolge?“

Was ist ein Ritual?

Rituale sind emotionale Prozesse innerhalb der Routine. Sie geben deinem Ablauf Tiefe, Bedeutung und mentale Richtung. Ein Ritual ist bewusst gestartet, körperlich und mental verankert, emotional gefärbt.

Beispielhafte Entscheidungsphase:

  • Innerer Satz: „Das ist mein Schlag.“
  • Kurze Visualisierung (Zielbild aufrufen)
  • Mantra oder Atemfokus vor dem Schlag

Ritual = „Wie bin ich dabei?“

Was ist ein Trigger?

Ein Trigger ist ein bewusster Start- oder Endpunkt eines mentalen oder physischen Zustands. Trigger starten Rituale und strukturieren den Ablauf.

Beispiele:

  • Berührung des Schlägers = Trigger für Fokusroutine
  • Blick ins Ziel = Trigger für Zielbindung
  • Tiefer Atem = Trigger für Entspannung
  • Schritt zum Ball = Trigger für Ausführung

Trigger = „Wann beginnt was – und wann endet es?“

Warum definierte Rituale so kraftvoll sind

Ein wiederkehrender, bewusster Moment beeinflusst direkt dein Nervensystem:

  • Beruhigt die Amygdala
  • Aktiviert das Flow-System
  • Schafft mentale Tiefe

Beispiel Tour-Profis:

  • Tiger Woods: Immer derselbe Ablauf mit innerem Satz und bewusstem Atemzug.
  • Jordan Spieth: Letztes Nicken und innerer Satz „Go“ im Alleingang.

Vergleich: Routine vs. Ritual

Aspekt Routine Ritual
Ziel Struktur schaffen Bedeutung geben
Wirkung Kognitive Entlastung Emotionale Verankerung
Timing Ablauf-orientiert Moment-orientiert
Inhalt „Was mache ich?“ „Wie bin ich dabei?“

Die drei Boxen des mentalen Spiels

Golf wird in drei mentalen Dimensionen gespielt: Zukunft (Planung), Gegenwart (Ausführung) und Vergangenheit (Reflexion).

Box 1: Planung – Zukunft

  • Routine: Entfernung messen, Wind prüfen, Optionen abwägen
  • Ritual: Innerer Satz „Das ist mein Plan“, Visualisierung, Atemfokus
  • Trigger: Laser wegstecken, Blick ins Ziel + Atemzug

Box 2: Ausführung – Gegenwart

  • Routine: Stand einnehmen, Ausrichtung prüfen, Schwung
  • Ritual: Fokus-Mantra „Locker. Ziel. Finish.“, Atemtechnik
  • Trigger: Schritt in die Schlagbox, letzter Blick + Einatmen

Box 3: Reflexion – Vergangenheit

  • Routine: Schlag beobachten, Ergebnis einordnen
  • Ritual: Innerer Satz „Ich beobachte, bewerte nicht“, Reset-Atemzug
  • Trigger: Ball liegt = Start Analyse, Gehen = Ritualende

Neurologische Einordnung

Ein bewusster Gedanke wirkt in 300–500 ms, Muskelreaktionen folgen in 500–700 ms. Ein Gedanke 1 Sekunde vor dem Schwung beeinflusst deinen Abschwung.

Du musst ab rund 8–10 Sekunden vor dem Schlag im Jetzt sein – letzter Blick, letzter Atemzug, Rückschwungstart.

Der Goldene Zustand

Golf ist ein Fühlspiel, kein Denkspiel. Der perfekte Schlag entsteht, wenn du vertraust, nicht kontrollierst.

Fazit

Routine = Bühne, Ritual = Auftritt, Trigger = Regieanweisungen. Nutze alle drei bewusst für freies, fokussiertes Golf.